Es ist März 2024. Auf dem gesamten Planeten erleben wir das massive Aussterben von Arten, das Überschreiten immer weiterer planetarer Belastungsgrenzen, gesundheitliche, gesellschaftliche und politische Krisen. Ein Monsun der Informationen, das sogenannte Informationsregime verändert den Umgang miteinander signifikant. Man/frau erkennt allmählich die ihm innewohnende (zwangsfreie) Herrschaft und schreibt ihr die Verantwortung für die Krise der Kommunikation, weitergehend der Demokratie und Gesellschaft zu. Man/frau sieht sich mit der Komplexität, mit den – mehr oder minder wahrhaftigen – Informationen und Krisen überfordert und sucht händeringend nach Orientierung. Der Beitrag führt hin zu einer besonnenen und öffnenden Haltung wie Handlung von Mediator:innen angesichts dieser Geschehnisse. Es wird darüber nachgedacht, ob und welche Raumzeit zu schaffen ist, und wie die Krise des Zuhörens gemildert werden kann, während wir über den Planeten und uns als seine Bewohner:innen sinnieren.



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- 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
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S. 92 - 107, Schwerpunkt
Katarzyna Schubert-Panecka -
S. 108 - 112, Schwerpunkt
Bernhard UngerichtDas Paradigma permanenten ökonomischen Wachstums ist nicht nur das Definitionszentrum unseres gegenwärtigen Zivilisationsmodells, sondern auch Ursache multipler Krisen. Deshalb steigt die Einsicht in die Notwendigkeit einer „großen Transformation“, deren Ziel globale Gerechtigkeit bei gleichzeitiger Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen (one-planet-livingstyle) ist. Als normatives Fundament einer solchen Transformation bietet sich das Paradigma der „lebendigen Erde“ (Charles Eisenstein) an, beziehungsweise die Heiligkeit des Lebendigen an sich. Eine gewaltfreie und zivilisierte Transformation ist allerdings eine enorme Herausforderung – angesichts dominanter ökonomischer Machtverhältnisse, etablierter konsumistischer Lebensstile und Bedürfnisstrukturen, sowie kollektiver und individueller Vorstellungen von Fortschritt und Wohlstand, die mit einer nachhaltigen Gesellschaft nicht in Einklang zu bringen sind.
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S. 113 - 118, Schwerpunkt
Thomas Hax-SchoppenhorstDer Beitrag befasst sich mit der Bedeutung von Unsicherheits- und Ungewissheitserleben in verschiedensten Lebenskontexten. Die in der modernen Zeit, geprägt von multiplen Krisen und Konflikten, stets präsente Verunsicherung, keine verlässlichen Aussagen darüber treffen zu können, wie die Dinge sich entwickeln werden, ist Nährboden für Spannungen, verminderte Leistungsfähigkeit, psychische Erkrankungen, überbordende Aggression. Wachsender Vertrauensverlust ist dabei tragendes Merkmal ausgeprägter Selbstverunsicherung. In Supervision, Coaching und Mediation kommt dem Wissen über diese Zusammenhänge wachsende Bedeutung zu.
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S. 119 - 130, Schwerpunkt
Ulrich MaidowskiDer Klimawandel kann zu einer Überlebensfrage für die Menschheit und die unseren Planeten prägende Biodiversität werden. Welchen Weg wir einschlagen, wird davon abhängen, ob der nationale wie globale gesellschaftliche Diskurs über die richtige Politik gegen den Klimawandel gelingt. In dem folgenden Beitrag sollen das Problemfeld und die in den Diskurs eingebundenen Akteur:innen näher betrachtet werden: Welche Fakten und Strukturen gibt die Physik vor? Welche Rolle spielen Wissenschaft, Politik und Recht in der Debatte, und wie lässt sich diese in einer demokratischen Gesellschaft konstruktiv führen? Denn nur wenn es gelingt, eine generationenübergreifende Dialogperspektive zu entwickeln, besteht Hoffnung, die richtigen Ergebnisse finden und auch in effektive Politik umsetzen zu können.
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S. 131 - 140, Schwerpunkt
Matthias MichelMediation und Politik werden kaum je in einem Atemzug genannt. Auch wenn es in beiden Bereichen schliesslich um das Finden von Lösungen vor dem Hintergrund von Interessengegensätzen geht, sind die Rahmenbedingungen in der Politik wenig geeignet für mediative Verfahren. Doch mediative Elemente und Haltungen haben sehr wohl in einem weiterem Verständnis der Politik Platz, so in vorbereitenden Gremien ausserhalb und innerhalb des Parlaments. Michel beschreibt diese Zwischenräume anhand seiner Erfahrungen als Mediator und Politiker in der Schweiz.
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S. 141 - 145, Schwerpunkt
Alexandra Wojtowicz -
S. 146 - 152, Schwerpunkt
Emanuela Boretzki / Wiebke HeiderDie aktuelle Lage im politischen und gesetzgeberischen Geschehen im Bereich der Erneuerbaren Energien (EE) stellt Gemeinden in eine Situation, in der sie sich zum Teil überfordert fühlen. Die schnell entwickelten Gesetzesnovellen müssen vor Ort quasi umgehend durchgeführt werden – zumindest ist dies die Forderung der Politik. Doch was geschieht dort, wo die Projekte umgesetzt werden müssen? Der folgende Beitrag fokussiert die Frage: Welche Intransparenz, Unsicherheiten, formellen und informellen Beziehungsgeflechte beeinflussen Projektverläufe am Beispiel der Erneuerbaren Energien?
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S. 153 - 158, Schwerpunkt
Katarzyna Schubert-Panecka / Heiko KleveHeiko Kleve ist Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Organisation und Entwicklung von Unternehmerfamilien sowie Akademischer und Geschäftsführender Direktor am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU). Vor dem Hintergrund seiner Expertise in solchen Unternehmen und zugleich der Komplexität der Arbeitswelt, ihrer Verwobenheit mit den gesellschaftlichen und auch planetarischen Strukturen, führt Katarzyna Schubert-Panecka ein Gespräch mit ihm, in dem unterschiedliche Perspektive auf die „stürmischen Zeiten“ und unser Verlangen nach Orientierung wie Stabilität geworfen werden.
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S. 159 - 166, Schwerpunkt
Ute Liepold / Margret AmmannWir erleben eine Art Zeitenwende: Die vermeintliche Sicherheit, auf die wir uns bisher verlassen haben, stellt sich als die Illusion heraus, die sie immer gewesen ist. Insbesondere in unserer westlichen Welt sind wir daher heute weitaus mehr mit Unsicherheit konfrontiert als früher. Gut, dass der Mensch geboren wird mit einer besonderen Fähigkeit, Unbekanntem zu begegnen: Mit seinem Denkvermögen vermag er Komplexität zu durchdringen und Neues hervorzubringen. Der Ansatz Thinking Environment® (Nancy Kline) bietet eine Navigation durch die Gewässer der Unsicherheit. Es stellt auch praktische Formate zur Verfügung, die Selbstklärung und Selbstführung unterstützen und in Teams Kreativität, Einbeziehung, Reflexion und Lösungsfindung fördern können.
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S. 167 - 170, Werkstatt
Joschko RuppersbergChoosing by Advantages (CBA) ist eine Methode zur Entscheidungsfindung, basierend auf der Wichtigkeit von Vorteilen. Die Methode kann innerhalb von Mediationen angewendet werden und an die Klärung von Interessen und Bedürfnissen anschliessen. Oder sie kann in anderem Rahmen zur Strukturierung von Entscheidungsprozessen eingesetzt werden. In Kombination mit zwischendurch erarbeiteten Fairnesskriterien können die Mediand*innen gerade während der Lösungserarbeitung weitere Klarheit über die unterschiedlichen Möglichkeiten und den für sie besten Lösungsweg erlangen.
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S. 171 - 172, Auszeichnung
Andrea Staubli