Medien werden nicht zufällig je länger je mehr zu Konflikttreibern. Das Medienangebot und die Nutzungsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Die meisten Medien kämpfen mit Finanzierungsproblemen. Das Internet hat zwar neue Chancen eröffnet, ist aber gleichzeitig für viele Medien mindestens zur grossen Herausforderung, wenn nicht zur Bedrohung geworden. Das hat dramatische Folgen für den Inhalt, also für die Themen und die Art und Weise, wie sie präsentiert werden – und damit auch für die Nutzer:innen. Medien und ihre Nutzer sind im Internet gefangen in einem Regelkreis, der zu immer mehr Lärm und Krawall führt.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 84 - 90, Schwerpunkt
Die Demokratie ist die größte Mediatorin
Er kennt sie aus ihrem Innersten, die öffentlichen und die privaten Medien. Roger de Weck, heute Autor und Podcaster, war in seiner Laufbahn Generaldirektor des Schweizer Radio und Fernsehens, Chefredakteur der deutschen „Zeit“ und des Zürcher „Tages-Anzeigers“, aber auch Präsident des traditionsreichen Graduate Institute of International and Development Studies in Genf. Mit seinem Band „Die Kraft der Demokratie – Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre“ (Suhrkamp 2022, erweiterte Ausgabe) erhielt er den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch. Seit dem Ukraine-Krieg ist sein Plädoyer für Demokratie noch relevanter.
Bilder haben den Anschein, die Wirklichkeit zu porträtieren. Sie sind dabei nicht passiv, sondern beeinflussen über die Art, wie und wo sie publiziert werden. Die Verantwortung dafür aber liegt nicht nur bei den Medien, sondern immer auch bei den Konsument*innen, denn die meisten Filter beim Hinschauen auferlegt man sich selbst. In der Konflikttransformation kann man genau das nützen: das Bewusstmachen des eigenen Blicks und die Chance, die in einer neuen Betrachtungsweise liegt.
Über Streit und Konflikte zu berichten gehört zum Alltagsgeschäft vieler Journalist:innen. Medien werden zunehmend dafür kritisiert, mit einer emotionalisierten und zugespitzten Berichterstattung zur Radikalisierung des gesellschaftlichen Diskurses beizutragen. Die Autorin lehrt Konfliktsensitiven Journalismus und stellt vor, wie dieser Ansatz Journalist:innen bei einem bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Streit, Debatten und Konflikten unterstützen kann.
Bei der Leserschaft kann das Adjektiv einiges bewirken. Ist es journalistisch notwendig, darf es nicht vorenthalten werden oder manipuliert es Leserinnen und Leser? Der kosovo-albanische Raser ist seit Jahren Schweizer Bürger, die italienische Hilfsarbeiterin auch. Grenzt das Adjektiv negativ oder positiv aus, schafft es neue Gruppen? Wie sollen Journalistinnen und Journalisten mit Zuordnungen umgehen, ab wann sind sie zulässig oder eben Grenzüberschreitung?
S. 111 - 112, Schwerpunkt
Résumé de l’article de Yves Kugelmann en français, rédigé par Christiane Brem et Kathrin Jehle
Es ist die ureigene Aufgabe der Medien, die Mächtigen in Staat und Gesellschaft zu kontrollieren und als „Watchdogs“ die Interessen der Allgemeinheit zu vertreten. Diese demokratiepolitisch wichtige Funktion, die verfassungsrechtlich über das Grundrecht der Medien- und Kommunikationsfreiheit abgesichert ist, darf jedoch nicht missbraucht werden. Jedes rechtlich verankerte Privileg bedingt Verantwortung: Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, auch die Tätigkeit der Medien zu kontrollieren – und zwar einerseits durch die unabhängigen Gerichte, andererseits durch Selbstkontrolleinrichtungen wie dem Österreichischen Presserat. Wie funktioniert diese Selbstkontrolle? Worauf kommt es an?
S. 119 - 123, Schwerpunkt
Verstösse gegen den OECD-Verhaltenskodex zur verantwortungsvollen Unternehmensführung
Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen sind der umfassendste multilaterale Verhaltenskodex für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Schweizer Unternehmen sprechen auch von Unternehmensnachhaltigkeit oder Corporate Social Responsibility (CSR). Die OECD-Leitsätze beziehen sich auf das Unternehmensverhalten in Bereichen wie Arbeitsbeziehungen, Umwelt, Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung oder Verbraucherinteressen. Von den OECD-Mitgliedern und weiteren Staaten eingerichtete Nationale Kontaktpunkte (NKP) schlichten, wenn Verstösse gemeldet werden.
Wenn bei Konflikten von öffentlicher Bedeutung Mediationsverfahren oder Runde Tische gestartet werden, ist auch der Umgang mit den Medien zu klären. Oft haben Beteiligte in der Konflikt-Eskalation bewusst die Arena ausgeweitet und die Medien informiert. MediatorInnen müssen damit umgehen und überlegen, was zu tun ist, bevor sie erste Schritte unternehmen. Empfohlen wird eine sorgfältig formulierte Vereinbarung zum Umgang mit Vertraulichkeit und Kommunikation zwischen allen Beteiligten.
Durch die Kriegserlebnisse wurde Friedrich Glasl Wehrdienstverweigerer, fand zur Gewaltlosigkeit und zum Studium der Politikwissenschaft und Psychologie. Für seine Doktorarbeit (internationale Beziehungen und Völkerrecht) nutzte er die damals bestehenden Ansätze zu Eskalationstheorien, die jedoch theoretisch und praktisch unbefriedigend waren. Am Niederländischen Institut für Organisationsentwicklung erforschte er die Konfliktdynamik in Organisationen und entwickelte sein Modell der 9 Eskalationsstufen. Es ist die Grundlage des Kontingenzansatzes für Interventionen von Drittparteien in Organisationen wie auch für zwischenstaatliche Konflikte und Bürgerkriege.
S. 133 - 134, Weiterer Beitrag
Πoрaди, як рoзмoвляти з людьми в бoмбoсхoвищaх Heскoлькo сoвeтoв, кaк рaзroвaривaть с людьми в бoмбoубeжищaх
Die nachstehenden Empfehlungen drucken wir mit Erlaubnis von inmedio peace consult ab. Sie sind auf Nachfrage von geflohenen Menschen aus der Ukraine sowie eines ukrainischen Netzwerkes entstanden. Viele dieser Menschen stehen in ständigem Kontakt mit ihren Angehörigen und Freunden, die in Kellern, U-Bahn-Stationen oder Bunkern ausharren müssen. Die Empfehlungen basieren auf der Arbeit von inmedio peace consult mit vom Krieg betroffenen Menschen auf dem Westbalkan, im Südkaukasus und in Nepal, auf Grund-Konzepten zur psychologischen Ersten-Hilfe und auf Erfahrungen einer armenischen Kollegin aus dem Aserbaidschan/Armenien/Berg-Karabach Dialog-Netzwerk. Diese hatte, wie viele ihrer Landsleute während des 44-tägigen Krieges im Jahr 2020 ebenfalls in Bunkern Schutz suchen müssen. Am Schluss steht der Link zum vollständigen Dokument, in welchem die Empfehlungen auch in Ukrainisch und Russisch verfasst sind.
Haben wir Mediatorinnen und Mediatoren etwas zu sagen angesichts des grauenvollen Kriegs in der Ukraine? Finden wir Friedensbewegten in dieser Situation zu Worten? Zumindest wollen wir es versuchen; denn wir glauben, das ist besser als komplett zu verstummen. In diesem Beitrag sind persönliche Äußerungen und Nachdenklichkeiten von Mitglieder der Redaktionskommission der perspektiv mediation zusammengestellt. Sie sind fünf Wochen nach Kriegsbeginn entstanden.
S. 141 - 146, Weiterer Beitrag
Präsenz und Online-Kontakt
Zum Tag der Mediation im Juni 2021 hat die Deutsche Bahn die Feierlichkeit zum Anlass genommen, eine zweitägige Online-Veranstaltung mit dem Titel „Internationaler Tag der Mediation – Vernetzung von ProzessbegleiterInnen und MediatorInnen" anzubieten. In diesem zweiten Teil der Wiedergabe von Auszügen aus einem Trialog wird konkretisiert, was auch in der Zeit nach der Corona-Krise weiterhin bedeutsam bleiben dürfte. Ein Kernpunkt besteht im Austausch von Erfahrungen der GesprächsteilnehmerInnen in der Online-Arbeit, sei es im Unternehmen, den Teams oder in der Mediation.
S. 147 - 148, Hefte zum Thema
Krieg und Frieden, Mediation und Versöhnung – Perspektiven und Folgen internationaler Konflikte
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