Mit der Nummer 2024/3 feiert die perspektive mediation – Beiträge zur Konfliktkultur ihr 20-jähriges Bestehen. Die Autorin erinnert sich an die Ursprünge, die Entwicklung, die vielen Autor:innen, die in diesen Jahren mitgewirkt haben, diese internationale, deutschsprachige Fachzeitschrift mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen zu bereichern. Sie würdigt und beglückwünscht auch all die jenigen, die in Herausgeberschaft und Redaktion in all diesen Jahren darauf hingewirkt haben, Konfliktkultur und Friede in unseren Gesellschaften zu fördern.
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Inhalt der Ausgabe
Der Autor geht der Frage nach, was alles dagegen sprechen kann, Selbsterfahrung und Selbstreflexion als ein Muss für uns Profis in Mediation zu betrachten. Erwogen werden religiöse, wissenschaftliche, gesellschaftspolitische und kulturelle Aspekte dafür, besser nicht zu tief in sich selbst hineinblicken zu wollen. Ob auf dieser Gedankenreise das Heftthema schliesslich ganz auf der Strecke bleiben wird?
Auch wenn man dies der Philosophie vielleicht nicht immer zutraut, so verfügt sie doch über einen reichen Schatz an Übungen zur Selbstsorge, die das Leben bereichern und gerade für den Umgang mit Konflikten eine wertvolle Basis liefern. Der Beitrag schöpft von einer dieser Praktiken, die der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber in seiner kleinen Schrift Der Weg des Menschen entwickelt. Er lädt dazu ein, in sechs meditativen Stationen diesen Weg nachzuvollziehen und sich in Selbstbesinnung zu üben.
S. 202 - 207, Schwerpunkt
Selbsterfahrung – eine Begegnung mit dem Fremden in mir und anderen
Der Autor schreibt über Selbsterfahrung in therapeutischen Ausbildungen. Warum ist diese für die Entwicklung des Therapeuten notwendig und wie wird SE in die Ausbildungen integriert. Die Autorin beschäftigt sich damit, welche Analogien und Überlegungen, ergeben sich daraus für Mediation und Mediatorinnen.
Die MediandInnen sind gemäss den Prinzipien der Mediation selbstverantwortlich. Die Rolle der MediatorInnen ist es, als in Mediation geschulte, prozessbegleitende Personen strukturiert durch das Verfahren zu führen; bewusst – bezogen auf den zugrunde liegenden Konflikt und die Autonomie der Konfliktparteien – in Inhalts- oder Entscheidungsabstinenz. Der Text befasst sich damit, wieso die Selbsterfahrung gerade deshalb ein wichtiger Teil der Mediationsausbildung ist.
Die Autorin widmet sich der Frage, inwieweit Selbstreflexion für Mediator:innen sinnvoll ist. Ausgangspunkt dafür sind Selbstreflexions-Prozesse von Mediand:innen, die sie als Psychologin begleitet hat. Die daraus entstandenen Blickpunkte nutzt sie für ihre eigene Selbstbetrachtung als Mediatorin mit dem Fazit: Reflexion lohnt sich!
S. 220 - 226, Schwerpunkt
Klärungshilfe: Sich selbst erkennen ist Voraussetzung
Selbsterfahrung ist ein unumgänglicher und essenzieller Aspekt auf dem Weg zur professionellen Klärungshelfer:in. Im Artikel wird die Selbsterfahrung aus drei unterschiedlichen Rollen beleuchtet: In der Tätigkeit als Klärungshelfer, als Klärungshelferin in der Ausbildung und als Konfliktpartei. In diese essentiellen und nicht immer einfachen Erfahrungen eingebettet werden auch zentrale Modelle, mit welchen die Klärungshilfe arbeitet. Die in Klärungshilfe tätigen Autor:innen geben Einblick in die Selbsterfahrung als Klärungshelfer, in ihre Erfahrungen in der Ausbildung und als Konfliktpartei.
S. 227 - 230, Schwerpunkt
Der Wert der Selbstwahrnehmung in der Mediation
Die Autorin und der Autor führen ein Gespräch über die Bedeutung von Selbsterfahrung, einerseits für die Ausbildung von Medaitor*innen und andererseits für die Tätigkeit als Mediator*in. Ihre langjährige Erfahrung in der Ausbildung in Mediation führt zur Überzeugung, dass die Ausbildung verschiedene Anlässe und Formate bietet, um Selbstwahrnehmung zu üben. Denn dies ist eine Voraussetzung, um die eigene Fähigkeit zu einer professionellen und für die Konfliktbeteiligten hilfreichen Beziehungsgestaltung zu entwickeln und in der Praxis weiter zu entfalten.
S. 231 - 235, Schwerpunkt
Wie hältst du es mit der Selbsterfahrung?
Unsere These lautet: Selbsterfahrung und Selbstreflexion sind unentbehrliche Voraussetzungen für Mediation. Dieses Heft der pm und die Statements von Mediator:innen aus der Praxis zeigen die Bedeutung von Selbsterfahrung und Selbstreflexion für Professionelle auf. Mediator:innen stehen als Person mitten im Geschehen der Konfliktbearbeitung. Wie können sie sich in dieser Rolle mit einer immer wieder balancierten, mediativen Haltung kompetent in den Dienst der Konfliktbeteiligten stellen? Ja, indem sie den Blick auf sich selber lenken und und aus der Praxiserfahrung zur Selbsterfahrung gelangen.
S. 236 - 243, Weiterer Beitrag
Wie „publikumsoffen“ sollten juristische Verfahren sein?
Sowohl in juristischen Verfahren als auch im ADR-Kontext treffen Menschen in Konfliktlagen aufeinander, in ADR Verfahren zumeist abgeschottet und intim – Streiten ist in weiten Teilen Privatsache. Auch wenn Zivil- und Strafverfahren grundsätzlich öffentlich erfolgen, handelt es sich hierbei üblicherweise um einen sehr kleinen Kreis der Informierten. Als Gedankenexperiment soll dieser geschützte Raum aufgebrochen und in Form einer „ultimativen Öffentlichkeit“ erweitert werden. Was macht das mit den streitenden Menschen und ihren Themen? Welche Risiken wären damit verbunden? Der Beitrag denkt das Experiment zu Ende – einmal für Strafverfahren und einmal für ADR-Verfahren.
Als Energieingenieurin und Mediatorin ist die Autorin in die Wirren der humanitären Krise an der polnisch-ukrainischen Grenze eintaucht. Sie beschreibt ihre Erfahrungen und die Bedeutung von Mediation im Herzen der humanitären Aktion bei der Krisenbewältigung. Sie lässt die Lesenden teilhaben an den erlebten Herausforderungen und gelernten Lektionen. Die Organisationen, unvorbereitet auf diese Ausnahmesituation, mussten innovativen Lösungen finden. Der inspirierende Erfahrungsbericht bietet einen authentischen Einblick in die Realität von Krisensituationen und die Dringlichkeit eines menschlicheren Umgangs mit dem Undenkbaren. (Französische Fassung im Heft 2-2024 der perspektive mediation.)
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