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SIAK-Journal

Heft 4, Dezember 2020, Band 17

Ledebur, Sophie

„Aktenmäßige Geschichten“ und „Vigilanten“

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Sei es eine dunkle Ahnung, erfahrungsbasierte Vermutung, approximative Schätzung oder methodisch gestützte Hypothese - die Rede von einer Dunkelziffer markiert ein bedrohliches Ausmaß unbekannter Vorgänge. Realität und Fiktion sind in diesem Begriff wie untrennbar miteinander verwoben. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Verweis auf eine zumeist „hohe Dunkelziffer“ zu einem zentralen sicherheitspolitischen Argument reüssiert. Die Dunkelfeldforschung nimmt gegenwärtig eine große Bedeutung in der evidenzbasierten und präventiv ausgerichteten Kriminalpolitik ein. Entgegen ihrer aktuellen Konjunktur liegt jedoch die Geschichte des unentdeckten Verbrechens weitgehend im Dunklen. Der vorliegende Artikel befasst sich mit der an der Schwelle zur Moderne an das Licht der Öffentlichkeit gerückten „Kriminalitätswirklichkeit“ und den, aufs Engste mit ihr verbunden, forcierten Maßnahmen zu ihrer Erfassung. Die Analyse der Praxis der Strafverfolgung des frühen 19. Jahrhunderts erlaubt einen Einblick in die Frage, wie das unentdeckte Verbrechen zu einem Gegenstand der Aufmerksamkeit werden konnte. Bemerkenswerterweise manifestierte sich das Phänomen der Entkoppelung realer Vorkommnisse von ihrer faktischen Erfassbarkeit im Zuge einer ab dem späten 18. Jahrhundert veränderten Sichtweise auf nicht sesshafte und der Delinquenz und des Verbrechens verdächtigten Teile der Gesellschaft. „Vaganten“ und „Gauner“ figurierten zunehmend als ein Topos der Bedrohung. Das nur wenig bestimmbare Ausmaß einer scheinbar homogenen Gruppe und deren repressive Verfolgung befeuerten einander wechselseitig. In den Blick zu rücken gilt es ein prekäres Verhältnis zwischen einem unsicheren, limitierten oder gar absoluten Nichtwissen und den mit der Rede von einer „hohen Dunkelziffer“ in Gang gesetzten Interventionen.

  • Ledebur, Sophie
  • SIAK-JOURNAL 2020, 75

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