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Veleff, Peter

Führen in Krisenlagen

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Vor 30 Jahren hatten höchste, mittlere und subalterne Führungskräfte der bewaffneten Sicherheitskräfte der Deutschen Demokratischen Republik DDR - Polizei, Staatssicherheit, Nationale Volksarmee (NVA) und Grenztruppen - schwerwiegende Entscheidungen mit teils historischen Auswirkungen zu fällen. Während im ersten Teil dieses Beitrages (Veleff 2019) die rasch anschwellenden politischen Unruhen im Herbst 1989 im Vordergrund standen, die von den Entscheidungsträgern auf Bezirksebene mangels Instruktionen aus Berlin Entschlüsse von großer politischer Tragweite erforderten, werden im vorliegenden zweiten Teil Abläufe der Grenzöffnung in Berlin dargestellt. Auf sich alleine gestellte DDR-Grenzbeamte hatten unter dem Druck immer größerer Menschenansammlungen die Grenzübergänge zu Westberlin geöffnet. Die Beamten verfügten über keine diesbezüglichen Weisungen oder Handlungsanleitungen. Für ihre Dienstverrichtung galt damals der Befehl Nr. 11/89 des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) der DDR über Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung in den Bezirken der DDR, unterzeichnet vom neuen Generalsekretär Egon Krenz und damit gültig für alle Sicherheits- und Ordnungskräfte der gesamten DDR. Darin enthalten war ein grundsätzliches Verbot der Anwendung von Schusswaffen im Zusammenhang mit Demonstrationen und es bestand die Anweisung, ein allfälliges Eindringen von Demonstranten in das Grenzgebiet bzw. Grenzdurchbrüche durch Anwendung körperlicher Gewalt oder sonstiger geeigneter Mittel zu verhindern. Die Grenzöffnung in Berlin wird im vorliegenden Beitrag vor dem Hintergrund der Abläufe innerhalb des Führungsapparates der DDR dargestellt. Dies als Folge operativer Entscheidungen von auf der Straße eingesetzten Offizieren, die sich in außergewöhnlicher Lage durch die Sprachlosigkeit der politischen Staatsführung zu einem selbstständigen Handeln mit großer Tragweite veranlasst sahen. Dass es in jenen Tagen zu keiner Eskalation mit unabsehbaren Folgen kam, ist zahlreichen, überlegt handelnden Menschen, vom einfachen Demonstranten bis hin zu hohen Staatsfunktionären, zu verdanken.

  • Veleff, Peter
  • SIAK-JOURNAL 2020, 79

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