High Reliability Organizing in kritischen Lageentwicklungen
- Originalsprache: Deutsch
- SIAK-JOURNALBand 17
- Beitrag, 5272 Wörter
- Seiten 42 -54
- https://doi.org/10.7396/2020_2_D
Die Räumung des Schlossgartens in Stuttgart 2010 (Stuttgart 21), die Loveparade-Katastrophe in Duisburg 2010 oder der G20-Gipfel der Regierungs- und Staatschefs in Hamburg 2017 waren mit Risiken verbunden, die von der Polizeiführung bereits im Vorfeld der Gefahrensituation hätten erkannt werden können. Gab es womöglich erste alarmierende Anzeichen, die auf Gefährdungsmomente oder sich anbahnende gravierende Fehlleistungen hinwiesen? Hätten sie erkannt werden können und wären sie bei achtsamer Planung bzw. Organisation unterblieben? In komplexen Lagen, wie der Großveranstaltung Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg, können auf Grund der gegebenen großen Menschenansammlung viele Unsicherheitsfaktoren auftreten, die zu unvorhersehbaren Situationen und letztlich katastrophalen Ereignissen führen. Angefangen in der dafür erforderlichen interorganisationalen Kooperation verschiedenster Stakeholder (Polizei, private Sicherheitsdienste, Veranstalter, Genehmigungsbehörden etc.) bis zur videogestützten Überwachung der dynamischen Personenmengen, vor allem an kritischen Punkten auf dem Veranstaltungsgelände. Für die Polizei als staatlichen Sicherheitsakteur ergeben sich daraus wachsende Herausforderungen hinsichtlich der Veranstaltungssicherheit und der Dynamik der Abläufe in einem komplexen Umfeld. Der praxisnahe Ansatz von High Reliability Organizations (HROs) (Weick/ Sutcliffe 2016) könnte für die Untersuchung von komplexen und unerwarteten Einsatzlagen der Polizei nützlich sein. Diese neue Form des Organisierens bzw. Managens von komplexen Systemen basiert auf den fünf HRO-Prinzipien achtsamen Organisierens, die auf Fehler, Vereinfachung, Abläufe, Resilienz und Expertise aufbauen. Für die zivile Sicherheitsforschung bietet der organisationale Ansatz genügend Anknüpfungspunkte, damit die Polizei eine anhaltend zuverlässige Leistung zur Gefahrenabwehr erbringen kann und besser versteht, welche Rolle der Faktor Mensch für das Gelingen von Planungs- und Entscheidungsprozessen für den Einsatz spielt.
- Küppers, Jan-Philipp
- SIAK-JOURNAL 2020, 42
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