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Open Access
SIAK-JOURNAL

Heft 4, Dezember 2023, Band 20

eJournal-Heft
  • ISSN Online: 2410-745X

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Inhalt der Ausgabe

S. 3 - 3, Editorial

Editorial

S. 4 - 15, Beitrag

Patricia Jeßner

Das Geschäft mit der Liebe

In einer Zeit, in der die österreichische Bevölkerung durchschnittlich drei Stunden täglich im Internet verbringt und sich Nutzerinnen und Nutzer immer häufiger auf Online-Plattformen und Dating-Apps bewegen, steigt die Anfälligkeit für das Phänomen des „Romance Scam“. Trotz des hohen Bewusstseins für Cyber-Delikte wie Hacking und Phishing zeigt eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), dass das Bewusstsein für „Love Scams“ relativ gering ist: Obwohl 90 % der Befragten mit dem Phänomen vertraut sind, sind 42 % wenig oder gar nicht besorgt darüber. Alarmierend ist, dass ein Fünftel der Befragten bereits Ziel eines solchen Betrugs wurde, wobei jüngere Männer unter 30 am anfälligsten sind. Die durchschnittliche Geldsumme, die an Scammerinnen und Scammer überwiesen wurde, beträgt 400 Euro. Die Studie zeigt auch, dass Einsamkeit ein maßgeblicher Faktor für die Anfälligkeit von Romance Scams ist, wobei über die Hälfte derjenigen, die Geld überwiesen, angab, sich zum Zeitpunkt des Betrugs (sehr) einsam gefühlt zu haben. Trotz der steigenden Tendenz dieses Betrugsphänomens in Österreich zeigt die Studie auch, dass eine frühzeitige Identifizierung und bewusste Vorsichtsmethoden effektiv sein können, um potenzielle Opfer vor solchen (Ent-)Täuschungen zu schützen.

S. 16 - 27, Beitrag

Birgitt Haller

Femizide in Österreich

Der Beitrag analysiert zunächst die bekanntgewordenen Femizide aus den Jahren 2016 bis 2020 in Österreich und setzt schließlich die Ergebnisse zu denjenigen einer Ende der 2000er Jahre durchgeführten Untersuchung (vgl. Haller 2012) in Bezug. Dabei bestätigt sich eine Vielzahl der damals getroffenen Feststellungen, vor allem manche Strukturmerkmale sind unverändert, etwa soziodemografische Eigenschaften wie die Altersverteilung bei Opfern und Tätern. Auch die 2012 identifizierten Faktoren, die auf ein erhöhtes Risiko, Opfer eines Partnermordes zu werden, verweisen, spielen nach wie vor eine Rolle. Der auffälligste Unterschied liegt bei der massiven Zunahme an Opferzahlen während dieses kurzen Zeitraums, den die hier präsentierte Studie allerdings nicht erklären kann.

S. 28 - 39, Beitrag

Dirk Labudde

Das digitale Rig als intelligentes, bildbasiertes, forensisches Instrument

Aus der Geschichte der Forensik, der Lehre von der Verbrechensaufklärung, geht deutlich hervor, dass es Kriminellen immer wieder gelingt, durch den Einsatz neuer Methoden unbekannte Begehensweisen für ihre kriminellen Handlungen zu nutzen und Strategien zu verwenden, die einer Aufklärung entgegenwirken. Ein aktuelles Beispiel ist die Vermummung bzw. Verschleierung von Täterinnen oder Tätern während der Tatbegehung in Bereichen, die von öffentlichen Kameras überwacht werden. Dieses gezielte Verhalten der Täterinnen oder Tätern muss eine kontinuierliche Weiter- und Neuentwicklung von Techniken und Konzepten für die Aufklärung bedingen. Am Beispiel des künstlichen, digitalen Rigs und dessen individualisierenden Eigenschaften wird ein neues biometrisches Merkmal vorgeschlagen. In dieser Arbeit wird ebenfalls das dazu korrespondierende Verfahren erläutert und an einem konkreten Fallbeispiel detailliert beschrieben. Im Mittelpunkt steht der Root Mean Square Deviation (RMSD) als Ähnlichkeitsmaß für den Vergleich zweier Rigs. Die Rigs können mit Hilfe von intelligenten Systemen aus Tatvideos abgeleitet werden und mit den Rigs von tatverdächtigen Personen verglichen und bewertet werden. Die Diskussion des künstlichen Rigs als neues biometrisches Merkmal mit dem Ziel der Identifizierung von Personen setzt jedoch eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der Spur, auch in ihrem historischen Kontext, voraus.

S. 40 - 60, Beitrag

Thomas-Gabriel Rüdiger

Digitale Polizeipräsenz

Uniformierte Polizei ist ein alltäglicher und gesellschaftlich geforderter Anblick im öffentlichen Raum. Dies betrifft weniger den kriminalpolizeilichen Bereich, der traditionell von außen nicht immer erkennbar ist, sondern vor allem die uniformierten Bereiche der Polizei. Auch hier ist die Uniformierung kein Selbstzweck, sondern die damit verbundene Erkennbarkeit dient verschiedenen Funktionen, vor allem aber der Gefahrenabwehr. Erst die Erkennbarkeit der Polizei für Bürgerinnen und Bürger ermöglicht es, sich in Gefahrensituationen direkt an die Polizei zu wenden oder Straftaten oder Auffälligkeiten direkt zu melden. Gleichzeitig symbolisiert die Sichtbarkeit der Polizei - sei es durch Polizistinnen und Polizisten oder durch Polizeiwachen - für die Menschen, dass der Rechtsstaat sein Gewaltmonopol im öffentlichen Raum wahrnimmt. Sichtbar wird dies für die Menschen auch durch Formen der präsenten Normenkontrolle, etwa wenn die Polizei Verkehrskontrollen durchführt oder einfach Streife fährt. Im besten Fall soll die zufällige Sichtbarkeit in konkreten Situationen Täterinnen und Täter von möglichen Straftaten abhalten, das Sicherheitsgefühl der Menschen erhöhen und Formen der gefühlten Rechtlosigkeit entgegenwirken. Damit kommt der Sichtbarkeit bereits eine wesentliche präventive Funktion im Sinne der Generalprävention zu. Bereits seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass die Menschen einen immer größeren Teil ihrer Lebenszeit in den digitalen Raum verlagern. Zum Teil kann auch davon gesprochen werden, dass insbesondere junge Menschen zumindest teilweise im digitalen Raum sozialisiert werden. Allerdings ist die Polizei in Deutschland in diesem Raum nicht in gleicher Weise präsent wie im physischen Raum. Gleichzeitig sind die Funktion und Wirkung, insbesondere auch im Hinblick auf kriminalpräventive Effekte, der digitalen Präsenz der Polizei in diesem Kontext bislang weitgehend unerforscht. Im folgenden Beitrag soll daher der Frage nachgegangen werden, wie die Polizei als Institution im deutschsprachigen digitalen Raum Präsenz zeigt, welche kriminologischen und kriminalpräventiven Auswirkungen dies haben kann und welche kriminalpolitischen Schlussfolgerungen daraus gezogen werden können.

S. 61 - 74, Beitrag

Celine Schmidt / Laura-Romina Goede

Der Zusammenhang von da’wa-Arbeit und islamistischen Einstellungen Jugendlicher

Dieser Beitrag untersucht den Zusammenhang zwischen der Beteiligung an da’wa-Tätigkeiten (da’wa - arabisch für „Einladung“) und einer islamistischen Einstellung bei muslimischen Jugendlichen in Deutschland. Berücksichtigt wurde die Missionierungsarbeit in Form der Mitwirkung an Koranverteilungsaktionen und an Spendensammlungen. Zunächst wird der Zusammenhang des politischen Salafismus und der da’wa-Arbeit vor einem theoretisch-theologischen Hintergrund dargestellt. Anschließend werden Daten der Jugendstudie „Jugendliche Perspektiven auf Politik, Religion und Gemeinschaft“ (JuPe) hinsichtlich der Frage nach einem Zusammenhang zwischen islamistischer Einstellung und Befürwortung oder Beteiligung an da’wa-Tätigkeiten ausgewertet. Zudem wird untersucht, ob ein Geschlechterunterschied im Hinblick auf die Befürwortung von oder Mitwirkung an Missionierungstätigkeiten vorliegt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein positiver, signifikanter, aber schwacher Zusammenhang zwischen der Mitwirkung an Missionierungsarbeit und dem Vorliegen einer islamistischen Einstellung besteht. Ein Geschlechterunterschied konnte hingegen nicht festgestellt werden. Ferner zeigen die Ergebnisse, dass sich auch viele Jugendliche, die nicht islamistisch eingestellt sind, an da’wa-Tätigkeiten beteiligen.

S. 75 - 90, Beitrag

Alexander Schahbasi / Martin Fieder

Migration und sozialer Zusammenhalt

Einstellungsmuster gegenüber Fremden haben auch eine evolutionsbiologische Grundlage, wobei beide Pole dieser Einstellung, also Offenheit und Skepsis, evolutionär gesehen für unser Überleben in Kleingruppen von Bedeutung waren: Individuen mit einer offenen Einstellung, die den genetischen und kulturellen Austausch ermöglichten, und skeptische Individuen, die vor den vorhandenen Gefahren eben dieses Austauschs warnten. In heutigen, komplexen Gesellschaften bilden sich diese, auch evolutionär bedingten, Einstellungsmuster ab. Um dies zu zeigen haben wir die Daten von 59.492 Männern und 67.756 Frauen aus dem European Social Survey aus den Jahren 2016, 2018 und 2020 in Bezug auf ihre Einstellung zur Zuwanderung verschiedener Gruppen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Menschen, in fast allen befragten Ländern, eine moderate Zuwanderung bevorzugen. Wie auf Basis unserer evolutionären Annahmen erwartet, unterscheiden sich die Befragten in ihrer Einstellung zur Zuwanderung auch in ihren demographischen Merkmalen.

S. 91 - 103, Beitrag

Sarah Jadwiga Jahn / Jana-Andrea Frommer

Das Problem heißt „Antisemitismus“

Beispiele wie die gelben „Ungeimpft“-Sterne im Rahmen von Protesten der sogenannten Querdenker-Bewegung machen deutlich, die Relevanz zur Einordnung und zum Umgang mit dem Phänomen Antisemitismus in der Polizeiarbeit nimmt zu. Ebenso zeigen die Kriminalstatistiken des Bundeskriminalamts insgesamt einen erheblichen Anstieg unterschiedlicher antisemitisch motivierter Straftatbestände im Hellfeld. Das Dunkelfeld wird zusätzlich als sehr hoch eingeschätzt. Herausforderungen ergeben sich dabei bereits bei der Einordnung und dem Verständnis des Phänomens in der polizeilichen sowie juristischen Arbeit. Zudem setzt der angemessene Umgang mit Betroffenen eine Sensibilisierung für die Thematik voraus. Ziel des Beitrags ist es deshalb, Antisemitismus in seiner Komplexität zu beschreiben und die Herausforderungen für Polizei und Justiz zu benennen. Unser Ansatz ist dabei, das Thema in der polizeilichen Bildung zu verorten, um künftige Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten zu sensibilisieren. Hierfür stellen wir eine Systematik vor, die mögliche Lehrinhalte, Kompetenzen und didaktische Grundannahmen benennt. Der Artikel dient zugleich der Vorstellung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „ EMPATHIA3 - EMpowering Police Officers and TeacHers in Arguing Against Antisemitism“.

S. 104 - 105, Autorinnen und Autoren

Autorinnen und Autoren

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