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Thiele, Clemens

LG Wels: Cybermobbing durch Fake Profile

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Erlangt der Täter die Portraitbilder eines anderen aus einem frei zugänglichen sozialen Netzwerk und nutzt er diese zur Erstellung von zahlreichen Fake-Profilen bzw Fake-Accounts, um seinen Voyeurismus am Schreiben mit sexuellem Background und dem Fotoaustausch zu frönen, liegt darin kein per se widerrechtlicher Vorgang des Verschaffens von personenbezogenen Daten iSv § 63 Satz 1 erste Alternative DSG.

Da eine Täuschung iSv § 108 StGB bereits ihrem Wortlaut nach nur gegenüber Menschen stattfinden kann, ist die Veröffentlichung von Fake-Profilen durch Online-Plattformen, bei denen eine Veröffentlichung automatisiert ohne Zwischenschaltung einer natürlichen Person erfolgt, nicht geeignet, den Tatbestand des § 108 Abs 1 StGB zu verwirklichen. Eine zur Lückenschließung taugliche, dem § 148a StGB vergleichbare („Auffang“-)Bestimmung für Manipulationshandlungen im Rahmen automationsunterstützter Datenverarbeitung ohne Bereicherungsvorsatz fehlt hingegen.

Das Verwenden von Lichtbildern einer fremden, real existierenden Person für eigene Sex-Chats, sodass alsbald entweder der Abgebildete selbst unmittelbar oder über andere Nutzer Kenntnis davon erlangen würden, dass eine andere Person mit einem „Fake“-Profil bzw -Account unter Verwendung ihn zeigender Lichtbilder auf diversen „Dating“-Portalen agiert und dort freimütig und in exorbitanter Frequenz über seine sexuellen Neigungen, Perversionen, Sexualpräferenzen und diverse Sex-Praktiken doziert, stellt eine – vom erforderlichen bedingten Vorsatz getragene – fortdauernde Belästigung des Abgebildeten im Wege einer Telekommunikation oder eines Computersystems dar, die nach § 107c Abs 1 Z 1 StGB strafbar ist.

Redaktionelle Leitsätze

  • Thiele, Clemens
  • ZIIR 2021, 119
  • § 107a Abs 1 StGB
  • § 195 Abs 1 Z 2 StPO
  • Beleidigung
  • Personenbildnissen, Missbrauch von
  • Fantasienamen
  • Halbwahrheiten
  • § 108 StGB
  • Fake-Accounts, zahlreiche
  • § 107c Abs 1 Z 1 StGB
  • § 63 DSG
  • Chats, massenhafte
  • Messengerdienste
  • Internet-Chat-Portale
  • Lovoo
  • Telegram
  • Daten Legende
  • Snapchat
  • Lichtbilder
  • Aussage
  • Inhalte, sexuell-verletzende
  • Cybermobbing
  • Tinder
  • Medienrecht
  • LG Wels, 19.11.2020, 24 Bl 31/20i, Fake Profile und Sex-Chats
  • § 196 Abs 1 StPO
  • Dating-Portale
  • § 107a Abs 2 StGB
  • Instagram
  • § 107c Abs 1 Z 2 StGB
  • Fake-Profile, kreditschädigende

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