Der von Dr. Gunther Schmidt entwickelte hypnosystemische Ansatz, der die systemische Familientherapie mit der Hypnotherapie nach Milton Erickson und mit weiteren Ansätzen zu einem Integrationsmodell verbindet, fokussiert gezielt die Arbeit mit unwillkürlichen Prozessen in Verbindung mit dem willentlichen Ich unter Einbezug von Körperreaktionen, metaphorischer Arbeit und vielem mehr. In diesem ersten Teil seines Artikels beschreibt Gunther Schmidt die Grundlagen der Hypnosystemik im Kontext der Mediation. Im zweiten Teil, der in der nächsten Ausgabe veröffentlicht wird, werden dann spezfiische Interventionsideen auf Basis des hypnosystemischen Ansatzes beschrieben.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 136 - 143, Schwerpunkt
Hypnosystemische Konzepte für Konfliktberatung und Mediation
Sprache und Metaphern sind wichtige Faktoren für das Ansprechen unwillkürlicher Prozesse. Je bewusster wir uns der Wirkung von Sprache sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir für einen Mediationserfolg hilfreiche innere Prozesse bei den Medianden anstossen können. Dies regt bei den Konfliktparteien unwillkürlich und willkürlich Suchprozesse an, die ihre im Konflikt verfestigten inneren Bilder und Schemata verflüssigen und ihnen sowie auch uns als Mediierenden die Lösung des Konfliktes erleichtern.
Bei Organisationsmediation können intuitive Methoden eingesetzt werden, mit denen komplexe Situationen überschaubar werden. Nach einer rationalen Anamnese des Konflikts transponieren die Konfliktparteien das Bild des Konflikts in ein metaphorisches Narrativ. Über diesen „kreativen Umweg“ werden Lösungsansätze in der Sprache der Metapher gefunden, die anschließend ins Praktische übersetzt werden und wegen der archetypischen Bilder nachhaltig wirken.
In der Konfliktarbeit haben wir die Möglichkeit, den Konfliktparteien über unsere Haltung, Vorgehensweise und Interventionen möglichst hilfreiche und den Möglichkeitsraum erweiternde Kontextbedingungen anzubieten. Eine hypnosystemisch-syntaktische Vorgehensweise mit Formaten, die auf logischen Grundstrukturen basieren, ermöglicht es, derartige Kontextbedingungen für unwillkürliche Prozesse und willkürliche Seiten zieldienlich zu unterstützen. Dieser Artikel bietet einen Überblick, welcher Mehrwert durch die Verbindung einer syntaktischeren Vorgehensweise mit den hypnosystemischen Konzepten entstehen kann.
Der Beitrag befasst sich mit der Erfahrung unwillkürlicher Prozesse vor dem Hintergrund der responsiven Phänomenologie Bernhard Waldenfels‘. Dabei geht es insbesondere um das Doppelereignis von Pathos und Response und um die Zwischenleiblichkeit. Hier zeigt sich, dass das unmittelbare Präsentsein in der Mediation zu einer wertvollen Quelle für kreative Antworten werden kann, in denen wir geben, was wir nicht haben.
Um das Silodenken im Unternehmen zu verhindern, wird ein Gemeinschaftsbetrieb gegründet, in dem Mitarbeitende aus zwei Business-Units gemeinsam gleiche Ziele verfolgen. Die neue Struktur soll Konflikte verhindern. Und dennoch entsteht ein heftiger Streit zwischen zwei Leitungskräften. Anlass ist eine umgeworfene Wasserkaraffe. Beide Medianden drohen mit Kündigung, wenn der jeweils andere nicht geht. Die Geschäftsleitung ist ratlos. Bedingt durch die Corona-Pandemie muss die Mediation online stattfinden.
Das im Jahr 1985 erstmals veröffentlichte Riemann-Thomann-Modell dient nicht nur zum besseren Verständnis von Beziehungen, sondern ist auch eine Persönlichkeits- und Entwicklungslehre und damit sehr vielseitig einsetzbar. In der ebenfalls von Christoph Thomann entwickelten Mediationsmethode der Klärungshilfe ist es in den meisten Fällen ein wichtiges Element. Der folgende erste Teil des Artikels zeigt auf, dass das Modell bestens auch in der Konfliktbehandlung gemäss Friedrich Glasls Standardwerk „Konfliktmanagement“ verwendet werden kann. Der zweite Teil folgt im Heft 4-2020 der pm.
Der Artikel geht der Frage nach, welche unterschiedlichen Vorstellungen Fachleute zur mediatorischen Haltung haben und dazu, wie sie sich entwickeln lässt. Er bietet den Versuch, Analogien zwischen einer therapeutischen Beziehung und der Beziehung zwischen Mediator*in und Mediand*innen zu erkunden. Allparteilichkeit und Neutralität werden reflektiert, womit auch die Bedeutung von Selbstreflexion ins Blickfeld gerückt wird. Verdeutlicht werden die Überlegungen abschliessend anhand der Frage des Kindeswohls in verordneten Mediationen und den damit verbundenen Herausforderungen an Mediator*innen.
Das absolute Tätigkeitsverbot der Vertretung widerstreitender Interessen im Rahmen der Vor- und Nachbefassung stellt Mediator*innen in Deutschland vor besondere Herausforderungen. Der Beitrag stellt die europäischen Vorgaben für die Mediation, die Regelungen im deutschen Mediationsgesetz sowie jene in Österreich und der Schweiz dar und bewertet die Sinnhaftigkeit von absoluten Tätigkeitsverboten.
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