Der in diesem Beitrag befragte Forscher Thomas Bernauer hat einen geopolitischen und technischen Blick auf Wasserkonflikte. Er lehrt an der ETH Zürich und sorgt für einen nüchternen Blick auf Streite rund um Wasser. Von Wasserkriegen zu reden ist seiner Meinung nach nicht angemessen. Im Gespräch mit der pm (Wolfgang Wörnhard und Yvonne Hofstetter) argumentiert er, dass es zwar Kriege gibt und Wasser dabei manchmal eine Rolle spielen kann, doch Wasserkriege entsprechen einem Mythos. Der Ruf nach technologischen Lösungen von Wasser-Ressourcen-Problemen liegt näher als der Ruf nach Konfliktvermittlung. Verhandlungsgeschick ist dabei allerdings gefragt.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 204 - 207, Schwerpunkt: Konflikte um Wasser
Streit um Wasser ist nicht gleich Wasserkrieg
Im Rahmen eines interdisziplinären Projektes wurde untersucht, wie ein partizipatives Grundwassermanagement helfen kann, Wasserprobleme in einkommensschwachen, periurbanen Vierteln Indiens zu lösen. Die Kooperation zwischen der indischen NGO Mahila Housing SEWA Trust und dem Arbeitsbereich Hydrogeologie der Freien Universität Berlin ermöglichte, bestehende Konflikte besser zu verstehen und neue Lösungen zu entwickeln.
Das Ausbauprojekt KWOplus der Kraftwerke Oberhasli (KWO) im schweizerischen Berner Oberland führte zu massiven Konflikten. Mittels Mediation ist es gelungen, nach jahrzehntelangem Rechtsstreit eine Einigung herbeizuführen. In diesem Verfahren war es hilfreich, zwischen Kooperations- und Mediationsphase zu unterscheiden. Das Einschalten einer Kooperations- bzw. Mediationsphase vorgängig zum Verwaltungsverfahren hilft, erfolgreiche Lösungen zu erarbeiten. Dank dem Einbezug der Anspruchsgruppen hinterlässt der Prozess weniger „Verlierer“.
S. 220 - 226, Schwerpunkt: Konflikte um Wasser
Kleines Wehr mit grossen Auswirkungen
Die Erneuerung von seit Jahrhunderten bestehenden Wasserkraftanlagen ist komplex. Vielfältige Interessen sind zu berücksichtigen und in diesem Praxisfall auch althergebrachte Rechte. Auseinandersetzungen über Hochwassersicherheit haben eine lange Geschichte. Aufgezeigt wird das an einem Mediationsverfahren aus dem Jahr 1627. Im aktuellen Fall wurde zur Finanzierung des Wehrneubaus kein Konsens gefunden. Zum Schluss diskutieren die Verfasser drei Punkte, die in vergleichbaren Verfahren bedacht werden könnten.
S. 227 - 231, Schwerpunkt: Konflikte um Wasser
Water conflicts in Mexico
Der Mensch war immer im Aufbruch, in Bewegung. Er will von seiner Erde Besitz nehmen. Die Geschichte lehrt uns, dass wir nicht für uns alleine leben, sondern Fundamente schaffen sollten für die Zukunft. Dieser Beitrag ruft Geschichtliches rund um Wasser in Erinnerung. Die Notwendigkeit von Kooperation im Wasserbau und der Wassernutzung werden am Beispiel von Gemeinschaftswerken im Wallis oder Wasserrechten am Euphrat aufgezeigt. Heute ist der Wasserverbrauch in hohem Masse gestiegen und die Gebiete mit Wasserarmut wachsen. Kann man hier allein auf technologischen Fortschritt setzen? Im Artikel wird diese Frage verneint.
Thematisiert werden Wesen, Potenzial und Anwendung von Humor in der Konfliktbearbeitung. Humor ist kreativitätsfördernd, entspannend und stressreduzierend; er ist eine unverzichtbare Ressource in der Konfliktbearbeitung. Dabei sind Humorinterventionen nur auf Basis einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung und wertschätzenden Haltung sinnvoll. Der Autor erläutert den konflikterhellenden Charakter von Witzen und demonstriert die Anschlussfähigkeit von Humor, Improvisation und Theaterpädagogik an einem Fall aus der Arbeitsplatzmediation.
Solon, athenischer Staatsmann und Lyriker, bewirkte Reformen der attischen Polis. Ausführungen dazu finden sich im ersten Teil des Artikels in der Nummer 2-2018 der pm. Hier im zweiten Teil wird das Wirken Solons, das aus einer tiefgreifenden Krise der attischen Polis, geprägt von rücksichtslosem Gewinnstreben der herrschenden adligen Großgrundbesitzerkreisen auf Kosten der Kleinbauernschaft, herausführte. Mitverantwortung und Partizipation standen im Zentrum. Ein neues Normengefügte wurde als vertragsmässige Vereinbarung in Übereinstimmung aller Beteiligter herbeigeführt. Die damalige Arbeitsweise von Solon hat sehr viel Vergleichbares mit dem heutigen Verständnis von Mediation.
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