Ein Familienunternehmen soll übergeben werden. Ein erster Versuch ist gescheitert. Den Betrieb führen zwei Neffen des Inhabers zur Probe. Wenn alles gut geht, sollen sie die Firma übernehmen können. Der Verwaltungsrat lässt sich parallel von einem Mediator und einem Unternehmensberater unterstützen. Eine besondere Hausforderung bedeuten die Verknüpfungen von Unternehmen und Familie. Schließlich werden gute Lösungen gefunden, aber es geht nicht ohne Umwege ab. Die gebührende Würdigung der Leistungen des abtretenden Patrons ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 178 - 182, Schwerpunkt: Familienunternehmen
Unternehmensnachfolge: Pingpong zwischen Rationalität und Emotionalität
Die Unternehmensnachfolge stellt das meistgenannte Phänomen dar, wenn von Familienunternehmen gesprochen wird. Im Leben eines Unternehmers oder einer Unternehmerin handelt es sich dabei um den Moment der Wahrheit. Der Blick zurück und in die Zukunft – spätestens im Rahmen einer Due Diligence – legt das Geleistete offen. Erfolge und das Fundament für die Zukunft des Unternehmens werden an den Tag gebracht, aber auch unangenehme Aspekte, die unter Umständen vernachlässigt worden sind, werden schonungslos herausgearbeitet. Das Pingpong zwischen Ratio und Emotionalität ist dabei gewiss.
S. 183 - 187, Schwerpunkt: Familienunternehmen
„Next Generation“–Modell: Konfliktprävention in Familienunternehmen
Nach wiederholt fehlgeschlagenen Versuchen, in Familienunternehmen Mediation als Konfliktlösungsmethode vorzuschlagen und zur Anwendung zu bringen, entwickelte die Autorin mit Kollegen ein Interventionsmodell, bei dem durch das Einbeziehen der zukünftigen Generation(en) Impulse entstehen, die bestehende Konflikte positiv beeinflussen und neue Konflikte langfristig verhindern können.
S. 188 - 193, Schwerpunkt: Familienunternehmen
Generationübergreifende Mediation an zwei Beispielen
Als Familien-Mediatrix arbeite ich häufig mit Parteien, die verschiedenen Generationen angehören. Generationsübergreifende Familienmediationen sind mit besonderen Fallstricken versehen. Das nicht sichtbare Eis unter der Wasseroberfläche kann, wenn es nicht beachtet wird, die Mediation zu Fall bringen, bevor sie überhaupt angefangen hat. Ivan Boszormenyi- Nagy spricht von unsichtbaren Bindungen, wenn Einzelne in der Familie Verpflichtungen aus der vorangegangenen Generation übernehmen – diese lenken das Handeln und verhindern Entscheidungen für das Vernünftige.
In Familienunternehmen stellen sich Fragen der Unternehmensnachfolge mit besonderer Brisanz. Diese Fragen offen anzugehen bedeutet, sich mit tabuisierten, emotional bedeutsamen und oft konfliktträchtigen Themen auseinanderzusetzen. Dieser Beitrag bietet den in solchen Konfliktsituationen tätigen Mediatorinnen und Mediatoren einen Denkraum, um sich den mit Erben und Vererben verbundenen Grundfragen, Widersprüchen und Beziehungsdynamiken auseinanderzusetzen. Es handelt sich um eine mit dem Einverständnis des Autor durch Yvonne Hofstetter Rogger gekürzte Version eines bisher unveröffentlichten Aufsatzes.
Der Teil dieses Beitrags, der in der letzten Nummer der Perspektive Mediation veröffentlicht wurde, behandelt die Komponenten von Gefühlen und Prozesse emotionaler Bewertung. Der Bezug von Emotionen zu Bedürfnissen wird dort differenziert aufgezeigt und am Beispiel von Angst illustriert. Im diesem zweiten Teil werden die Tabuisierung von Emotionen, die emotionale Sprachlosigkeit sowie die Vernachlässigung von Emotionen in der mediatorischen Ausbildung und Praxis diskutiert und eine Anleitung zur Klärung und Steuerung von Emotionen in Mediationen gegeben.
S. 207 - 211, Weiterer Beitrag
Organisationales Verzeihen im Konfliktlösungsprozess
Organisationales Verzeihen wird als ein Problemlösungsansatz verstanden, der durch seine positive und zukunftsorientierte Perspektive einen wichtigen Beitrag für die Lösung von Konflikten in Organisationen leistet. Untersuchungen, die Verzeihen im Rahmen von Konflikten am Arbeitsplatz analysieren, zeigen positive Effekte sowohl für die Konfliktparteien als auch indirekt für das Unternehmen. Im Rahmen der Mediation kann Verzeihen dabei unterstützen, annehmbare Lösungen zu finden, indem es die in einem Konflikt entstandene negative Interaktion beendet, Emotionen zulässt und die Perspektive des Gegenübers berücksichtigt. Im Ergebnis stehen eine Konfliktslösung sowie eine harmonische und produktive Arbeitsbeziehung.
Der Beitrag befasst sich mit der Frage, ob die Entfaltung der Mediationslogik beim Außergerichtlichen Tatausgleich unter den Bedingungen des Strafverfahrens möglich ist. Dabei steht die österreichische Rechtslage im Fokus der Untersuchung. Der Außergerichtliche Tatausgleich sah sich von Anfang an mit der Frage konfrontiert, ob man auf dem Gebiet des Strafrechts überhaupt von Mediation sprechen kann, da – einem Teil der Lehre folgend – sobald ein Ereignis strafrechtlich definiert ist, kein Raum mehr für Betrachtungsweisen bleibe, die von den Parteien ausgehandelt werden. Andere gehen dahingegen davon aus, dass die Gegebenheiten der „Mediation im Strafverfahren“ eine besondere Herausforderung für die Entfaltung der Mediationslogik darstellen und die Voraussetzungen des Strafverfahrens die außergerichtliche Streitbeilegung zum wichtigsten Instrument für die Etablierung einer restorativen, wiedergutmachenden Gerechtigkeit machen.
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