Wer baut, streitet – zumindest ist das der Eindruck. Denn wenn viele Stakeholder mit unterschiedlichen Interessen ein Projekt bewerkstelligen müssen und zeitliche und finanzielle Vorgaben bestehen, erscheint ein reibungsloses Gelingen als Ausnahme. Ein einziger äusserer Einfluss – etwa eine Lieferverzögerung oder eine nicht korrekt ausgeführte Arbeit – kann Mehraufwand generieren. Mehraufwand, den es zu berappen gilt. Schnell werden zum eigenen Schutz Anwälte und Versicherungen involviert. Den Bauleuten ist dies bewusst. Kooperativ bauen in einer komplexen und zunehmend regulierten Welt birgt jedoch Tücken, vor allem bei Grossprojekten. Ein Überblick über die neuralgischen Punkte des Bauens in der Schweiz.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 84 - 96, Schwerpunkt
Praxis mit vielen Gesichtern
Was bewirken Mediationen im Bereich Bau und Planung? Wie breit das Spektrum der Themenstellungen ist und welche Ergebnisse mit Mediation erzielt werden können, kommt in diesem Beitrag beispielhaft und anschaulich zum Ausdruck. In sechs Praxisfällen bieten die Autor:innen Einblick in ihre Arbeit.
Neue Entwicklungen in der Baubranche erfordern neue Konzepte. Es entstehen neue Formen der Projektbegleitung und -entwicklung, die den Fokus nicht nur auf die Prozesse richten, sondern insbesondere auf den Menschen als wichtige Ressource für eine erfolgreiche Projektumsetzung. Die Autorin erklärt mehrere solche neuen Konzepte. Wichtiger Kern ist die Erkenntnis, wie sinnvoll in diesem Kontext Mediationskompetenz ist und wie sie zielführend eingesetzt werden kann.
Auf der Baustelle muss der Baumediator für alle erkenn- und sichtbar sein. Als Baumediator begleite ich u.a. Strangsanierungen im bewohnten Zustand. Damit ich sofort gesehen werde, trage ich auf der Baustelle einen Helm und meine gelbe Schutzweste, auf der in Großbuchstaben „Mediator“ steht. So wissen alle Beteiligten – ob Handwerker, Bauleiter, Bewohner und Nachbarschaft – sofort „Ja, da ist unser Mediator.“ Das macht mich leicht zugänglich.
In der Bau- und Immobilienbranche geht es bei Streitigkeiten häufig um hoch komplexe Sachverhalte, und die Medianden wünschen sich bei solchen Konflikten auch durchaus „Fachleute“ aus dem Gebiet als Mediatoren. Die Frage ist daher, ob es bei Konflikten in diesem Bereich notwendig oder zumindest besser ist, wenn der Mediator oder die Mediatorin branchenspezifische Kenntnisse hat, und wenn ja, wie er oder sie damit im Verfahren der Mediation umgeht.
In diesem Beitrag werden Schwierigkeiten herkömmlicher Projektabwicklung in Erinnerung gerufen: Vom Problem einseitig geänderter Verträge, einem harten Wettbewerb bis hin zu einem unfairen Informationsmanagement. Dabei könnte Planen und Bauen trotz aller Tücken Spaß machen, nachhaltig und wertschöpfend gestaltet werden. Dies verlangt allerdings nach einer geführten Projektabwicklung mit einem konsequent partnerschaftlichen, integrativen und kollaborativen, ja einem radikal neuen Ansatz. Mediation spielt dabei eine zentrale Rolle, sei es in der Haltung der Projektführung oder im Einsatz von Dealmediatoren oder externen Mediator:innen.
Der Autor berichtet in diesem Beitrag über seine Erfahrungen als Schlichter in grösseren Baustreitigkeiten. Dabei geht er auf die spezifischen Bedürfnisse in Streiterledigungsverfahren dieser Art ein und spricht sich für eine erfolgsversprechende Anwendung hybrider Verfahren aus. Er zeigt auch, welchen Stellenwert Mediation in diesen Verfahren haben kann.
S. 130 - 135, Schwerpunkt
Chancen von CLP in baurechtlichen Streitigkeiten
In diesem Beitrag zeigen wir die Vorteile von alternativen Konfliktbeilegungsmethoden gegenüber gerichtlichen Verfahren im Baubereich auf. Anhand von Anschauungsbeispielen beleuchten wir die Chance und auch die Herausforderungen des CLP (Collaborative Law and Practice) bei Baurechtskonflikten.
Die Begleitung und Steuerung von Dialogen in und mit Gruppen bringt häufig Herausforderungen mit sich, die z.B. in den Erwartungen der Gruppenmitglieder, die als Positionen formuliert werden, und/oder in unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Sichtweisen der Gruppenmitglieder liegen. Der Weg zu tragfähigen Ergebnissen derartiger Dialoge besteht in der Anwendung von Interventionstechniken, die auch in der Mediation eingesetzt werden. Der Autor arbeitet vor allem im Planungs- und Baubereich.
Das Rückgrat unserer Wirtschaft sind Familienunternehmen. Nachfolgeregelungen verlangen von den Familien die Integration unterschiedlicher Interessen. Mediation kann helfen, nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Die Autorin schildert ihre langjährigen Erfahrungen in der Arbeit mit Unternehmerfamilien, arbeitet heraus, wo die Knackpunkte in der Unternehmensnachfolge liegen, und wie Mediation hier zu Klärung, Neuregelung der Beziehungen und zukunftsorientierten Lösungen führen kann.
Das RIK, Institut für Konfliktforschung und präventive Beratung an der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH) führte zwischen April 2020 und Juni 2022 mehrere Online-Umfragen durch, um die Stimmungslage bei Führungskräften während der Corona-Krise zu erfassen. Die Schwerpunkte lagen auf den Themen Kommunikation und Konfliktmanagement. Dieser Bericht dokumentiert die wichtigsten Erkenntnisse.
S. 160 - 161, Weiterer Beitrag
Bericht vom 18th ICC International Commercial Mediation Competition*
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