Der Beitrag befasst sich mit dem herausfordernden Balanceakt zwischen Sensibilität und Widerstandskraft. Dabei zeigt sich unter anderem in identitätspolitischen Debatten und der sog. Cancel Culture, dass beides, Empfindsamkeit und Selbstbehauptung, zusammengehören, sich wechselseitig auf den Plan rufen und brauchen, um nicht in entwertende Extreme zu gleiten. Dies wird besonders deutlich im Begriff der Resilienz, der zwischen der Fähigkeit zur Anpassung und der Fähigkeit zum Widerstand schwingt. Am Schluss steht das Plädoyer für eine „responsive Entpörung“ als das Vermögen, sich sensibel und hörend auf den Anspruch des Anderen einzulassen, ohne dabei von sich selbst absehen zu müssen.



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- 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
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S. 172 - 178, Schwerpunkt
Barbara Schellhammer -
S. 179 - 184, Schwerpunkt
Arist von Schlippe / Yvonne Hofstetter Rogger / Katarzyna Schubert-PaneckaArist v. Schlippe gibt mit seinem Buch mit dem Titel „Das Karussell der Empörung“ seine langjährigen Erfahrungen in der Erforschung von Dynamiken der Konflikteskalation wieder. Katarzyna Schubert-Panecka und Yvonne Hofstetter führen mit ihm ein Gespräch, ausgehend von seinem Buch hin zu Fragen der schwierigen Balance zwischen Sensibilität als Ressource und Empfindlichkeit als Tücke.
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S. 185 - 190, Schwerpunkt
Wolfgang DietrichWie kommen Moralvorstellungen zustande? Der Artikel führt von Gottergebenheit über VERNUNFT begründete Moral zu Ansprüchen, die aus dem Ich-Ideal erwachsen. Isolde Charims Thesen zur Ablösung des Über-Ich durch ein unerreichbares Ich-Ideal und Svenja Flaßpöhlers Gedanken zur passiven Sensibilität werden zur Reflexion dieser Dynamik beleuchtet. Moral verändert sich. Die brennenden Themen unserer Zeit erfordern Aufmerksamkeit für die sich ebenso verändernden Kommunikationsformen und unseren Umgang damit.
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S. 191 - 197, Schwerpunkt
Bettina Brendel / Susanne MouretDie Autorinnen gehen von ihren Erfahrungen als Klärungshelferinnen aus und analysieren den Tabu-Begriff im Gegensatz zum Verbot. Der Beitrag veranschaulicht, wie wesentlich dessen (verdeckte) Bedeutung in Konfliktsituationen ist. Und es geht um das Dilemma wenn es MediatorInnen oder KlärungshelferInnen versagt ist darauf einzugehen.
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S. 198 - 205, Schwerpunkt
Anusheh RafiTabus können wichtige Schutzfunktionen haben. Andererseits können sie die Konfliktklärung verhindern. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden einige Situationen behandelt, in denen der Umgang mit Tabus in der Mediation zentral ist. Hierbei wird deutlich, dass man sich als MediatorIn teilweise gegen Sprechtabus wehren muss, teilweise aber auch Grundsätze der Mediation zu verteidigen hat.
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S. 206 - 215, Schwerpunkt
Susanne Lederer / Yvonne Hofstetter RoggerWas beschäftigt Mediator:innen, wenn sie nach ihren Erfahrungen im Umgang mit Tabus in der Mediation gefragt werden? In diesem Artikel werden Kurzbeiträge praktisch tätiger Mediator:innen zusammengestellt. Sie beschäftigen sich nicht nur mit Tabus von Klientinnen und Klienten, sondern auch damit, inwieweit eigene Tabus mit im Spiel sind. Wer Tabus aus dem Weg geht, beraubt sich oft eines wichtigen Zugangs zum Kern dessen, worum es eigentlich geht.
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S. 216 - 220, Schwerpunkt
Krisha KopsDinge, Menschen oder Themen, die abwesend sind, können weitaus gegenwärtiger sein als andere, die tatsächlich anwesend sind. Oft ignorieren wir jedoch diese Präsenz der Absenz, da wir sie nicht als Kategorie in unser Denken aufgenommen haben. Über Umwege der indischen Philosophie, Dichtung und Religion soll für das Abwesende sensibilisiert werden, um so die mediative Arbeit zu bereichern.
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S. 221 - 227, Schwerpunkt
Cornelia Sabine ThomsenAllgemein wird davon abgeraten, als Mediator:in im Freundes- und Bekanntenkreis – aber auch in sonstigen Näheverhältnissen – tätig zu werden, da die Neutralität fehlen könnte. Die Verfasserin untersucht diese Aussage auf dem Hintergrund ihrer Praxiserfahrungen genauer und gibt Anregungen, welche konkreten Absprachen und Maßnahmen zu einem Gelingen der Mediation auch in näheren Beziehungen führen können. Weiter geht es darum, Mut zu machen, Neues auszuprobieren und Grenzen immer wieder zu hinterfragen, ohne die Prinzipien aus den Augen zu verlieren. Am Ende können die Leser:innen selbst entscheiden, an welche Fälle sie sich heranwagen und welche sie lieber sein lassen.
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S. 228 - 233, Praxisfall
Gabriel Lipnik / Diana HollerDieser Artikel beschäftigt sich mit Tabus im Kontext von Familienmediation. Die Autor:innen beschreiben Möglichkeiten des Umgangs mit Tabus anhand ihres Praxisfalles: Inwieweit können Tabu-Themen im Rahmen der Mediation aufgearbeitet werden und wo muss sich die Mediation von anderen Formen der Konfliktaufarbeitung abgrenzen?
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S. 234 - 243, Weiterer Beitrag
Winfried WagnerAikidô ist im Allgemeinen bekannt als eine japanische Kunst der Selbstverteidigung – ja, als die gewaltfreie Kampfkunst überhaupt. Anhand der Silben Ai, Ki und Dô will ich die grundlegenden Prinzipien der Konflikttransformation im Aikidô aufzeigen, die auf unterschiedliche Konfliktsituationen des Menschen übertragbar sind. Als Versuch einer Synopse von japanischem und westlichem Denken werde ich Jaspers Entwurf einer existenziellen Kommunikation aufgreifen, die er als einen „liebenden Kampf“ bezeichnete.
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S. 244 - 248, Weiterer Beitrag
Yvonne Hofstetter RoggerDer Schweizerische Dachverband Mediation hat zum dritten Mal den Schweizerischen Mediationspreis für Institutionen/Unternehmen verliehen. Es gibt dieses Jahr zwei Preisträger. In diesem Beitrag geht es um das Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, das bei Infrastrukturprojekten und bei Vorhaben, bei denen sich schon in der Ausgangslage Interessenkonflikte abzeichnen, Wege der Verständigung sucht. So hat das Departement schon mehrere bedeutsame Mediationsverfahren in Gang gesetzt und auch andere Formen der Beteiligung von Bürger:innen und Interessengruppen realisiert. Mediatives Denken ist zu einem gut verankerten Element der Kultur der Verwaltungseinheit geworden.
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S. 249 - 250, Weiterer Beitrag