Dieser Artikel skizziert zentrale Merkmale traditionaler Konfliktbearbeitung und zeigt deren Stärken und Schwächen auf. Als Stärken werden u.a. Prozessorientierung, Inklusivität und die Betonung der psychosozialen und spirituellen Dimension von Konfliktbearbeitung identifiziert. Problematisch sind u.a. das Verhältnis zu allgemein gültigen Menschenrechtsstandards, die Offenheit für Missbrauch und die relativ engen Grenzen der Anwendbarkeit.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 116 - 123, Schwerpunkt: Traditionale Mediation
Traditionale Metoden der Konfliktbearbeitung –
S. 124 - 129, Schwerpunkt: Traditionale Mediation
Traditionelle Paarkonfliktregelung in Burkina Faso
Nach einer kurzen Einführung zum Kontext der Konfliktregelung in Westafrika werden am Beispiel eines Paarkonfliktes drei Stufen der zunehmenden Einbeziehung von Expertise beschrieben, erst beim Paar allein, dann beim Familienverband und dann durch externe Experten. Damit wird ein erstaunlich robustes und weitblickendes Konfliktregelungssystem erkennbar.
S. 130 - 134, Schwerpunkt: Traditionale Mediation
Mediations- und Versöhnungskonzepte im Südlichen Afrika
Besonderheiten in Mediations- und Versöhnungskonzepten im Südlichen Afrika werden deutlich, wenn kulturspezifische Wertekonzepte und Philosophien betrachtet werden.
Dieser Artikel nimmt sich der Frage an, wie Ubuntu auf Konfliktlösungs- und Versöhnungsebene im Südlichen Afrika wirkt und zeigt somit Aspekte auf, wie Mediation und Konfliktlösung in afrikanischen Kontexten betrieben werden kann. Prozedurale Aspekte prävalenter Versöhnungskonzepte werden übersichtlich dargestellt und Schritte von Konfliktlösungsverfahren im Südlichen Afrika aufgezeigt.
S. 136 - 141, Schwerpunkt: Traditionale Mediation
Gacaca in Rwanda: Der schwierige Weg zu Wahrheitsfindung und Versöhnung
Um angesichts des Genozids 1994 und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Wahrheitsfindung und zu Versöhnung zu kommen, hat Rwanda (Ruanda) ein Verfahren geschaffen, das auf einer vorkolonialen Form der Konfliktlösung beruht. Das nationale Verfahren wurde mehrfach modifiziert und soll 2008 abgeschlossen sein. Tendenziell wurden dadurch die Konfliktfelder verschärft und Unzufriedenheit geschaffen. Viele Opfer und Überlebende und auch Beschuldigte empfinden die Verfahren als ungerecht, viele Straftaten sind tabuisiert. Etwa 10 % der Bevölkerung werden beschuldigt, Verbrechen begangen zu haben.
Hildegard Schürings ist seit 30 Jahren in der Region der Großen Seen als Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit und nach 1994 in der Friedensförderung mit zivilgesellschaftlichen Akteuren tätig.
S. 142 - 147, Schwerpunkt: Traditionale Mediation
Eine Richtschnur entlang der Beziehungsnähte zwischen Individuen und Gemeinschaft
In vielen traditionellen afrikanischen Gesellschaften werden Konflikte mit Hilfe von Schlichtern aus der Gemeinschaft, welche in der gegebenen kulturellen Hierarchie höher stehen, gelöst. Die Ansprüche und Herausforderungen in einem solchen Schlichtungsprozess sind zahlreich: Den ohnehin gegensätzlichen Anliegen der Streitenden stehen jedoch immer die Gemeinschaftsinteressen gegenüber. Schlichten bedeutet in diesem Kontext ein ständiges Balancieren. Es ist die schwierige Suche nach einem Gleichgewicht zwischen der individuellen und der kollektiven Ebene. In diesem Beitrag werden Bearbeitungsprozesse aus dem Volk der Lubas, in der Demokratischen Republik Kongo, beschrieben und reflektiert.
S. 148 - 153, Schwerpunkt: Traditionale Mediation
Justitia zieht sich den Schleier von den Augen
In Bolivien sprechen 36 noch bestehende indigene Völker seit Jahrhunderten eigenes Recht – und umgehen dabei oft das dominante Rechtssystem spanischen Ursprungs. Zu den Prinzipien dieser traditionellen Rechtssprechung gehören die herausragende Rolle der indigenen AnführerInnen als MediatorInnen oder SchiedsrichterInnen, der holistische Lösungsansatz und die Suche nach einem sozial vertetbaren Gleichgewicht. Haftstrafen sind wegen der negativen sozialen Folgen verpönt. Die konkrete Ausübung des Gewohnheitsrechts lässt sich nicht im Detail schriftlich festlegen. Der Text gibt einen Überblick und bringt im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannte Literatur ein.
Ho’o pono pono ist eine traditionelle polynesische Vorgehensweise, um aus Konfliktsituationen heraus erneut in das “gute Zusammenleben” zu gelangen. Das Verfahren wird durch eine weise, meist ältere Person geleitet. Neben den direkten Konfliktbeteiligten arbeiten auch enge Freunde und Verwandte an der “Wiederherstellung der Harmonie” mit. Der Artikel beschäftigt sich neben der Beschreibung des Vorgehens mit der Frage, wie die systemische Weisheit von Ho’o pono pono in unserer Kultur der Konfliktlösung aufgenommen werde könnte.
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