In einer der größeren Mediationen im öffentlichen Bereich in der Schweiz lösten die drei Parteien Kanton Aargau, Ortsbürgergemeinde Würenlingen und Gemeindeverband Kehrichtverwertung Baden-Brugg ein drohendes Abfallproblem. Für die Abfalldeponie Bärengraben erarbeiteten sie eine Regelung zur Organisation und Finanzierung der Nachsorge im Unfang von CHF 35 Mio. Das Verfahren war in hohem Maße geprägt vom Ineinandergreifen von Mediation und den politischen Strukturen sowie dem Verwaltungsverfahren im Kanton, der Gemeinde und dem Gemeindeverband. In diesem Beitrag werden die Erfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt: von einer Partei selbst, vom Rechtsanwalt einer anderen Partei und vom Mediationsteam.
- ISSN Online: 2309-7515
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Inhalt der Ausgabe
S. 116 - 121, Praxisfall
Mediation Nachsorge Deponie Bärengraben
S. 122 - 127, Schwerpunkt: Emotionen
Emotionen in der Mediation:
Dass heftige Emotionen im Gerichtsprozess möglichst zurückgedrängt werden, ist begründbar. In den juristischen Objektivierungen werden aus den real erlebten Konflikten die justiziablen, die rechtlich relevanten Ansprüche herausdestilliert, in einem sachlichen Diskurs zwischen AnwältInnen und von RichterInnen erörtert und beurteilt. Emotionen werden dabei als störend angesehen. Sachlichkeit ist das Gebot. Wird dieser Devise auch in der Mediation nachgelebt, was nicht selten gefordert wird, kann Mediation meist nicht der Grad an Verständigung erreichen, der möglich respektive nötig wäre.
Im ersten Teil dieses Beitrags werden Komponenten von Gefühlen und emotionale Bewertungsprozesse behandelt. Der Bezug von Emotionen zu Bedürfnissen wird differenziert aufgezeigt und am Beispiel von Angst illustriert. Im zweiten Teil, der im nächsten Heft von PM erscheinen wird, werden die Tabuisierung von Emotionen, die emotionale Sprachlosigkeit und die Vernachlässigung von Emotionen in der mediatorischen Ausbildung und Praxis diskutiert und eine Anleitung zur Klärung und Steuerung von Emotionen in Mediationen gegeben.
Wenn sich heute jemand über seine Arbeitssituation ärgert, fällt recht schnell der Ausspruch «Ich werde gemobbt». In der Forschung bezieht sich der Begriff jedoch spezifisch auf extreme Konfliktsituationen, bei denen Personen durch Ausgrenzung massive psychische und körperliche Beeinträchtigungen erleiden.
Auf der Auslöserseite stehen allerdings nicht à priori böse TäterInnen, die hilflose Opfer schikanieren. Mobbing ist – zumindest in der Anfangsphase - eine Interaktion aller direkt Beteiligten, in der TäterInnen wie Opfer starke Gefühle entwickeln. Eine differenzierte Betrachtungsweise der Täter/Opfer-Konstellation steht am Ausgangspunkt einer Unterstützung durch Dritte.
Eine besondere Hausforderung für die Mediation ist dabei die Allparteilichkeit und der Umgang mit den vielfältigen Emotionen.
Im Kontext eines Mediationsprozesses sind häufig emotionale Reaktionen der Beteiligten festzustellen. Insbesondere Ärgerreaktionen können auftreten und sich sowohl destruktiv als auch konstruktiv auf die Konfliktbearbeitung auswirken. Aufbauend auf einer Analyse der Funktionalität und Intentionalität des Ärgers kann eine selbst- oder fremdgerichtete Ärgerregulation indiziert sein. Konkrete Möglichkeiten der Ärgerregulation werden hierzu aufgezeigt.
S. 147 - 150, Schwerpunkt: Emotionen
Belastende Gefühle von Kindern in Partnerschaftskrisen der Eltern
Partnerschaftskrisen von Eltern, insbesondere Trennung und Scheidung können bei Kindern typische emotionale Reaktionen auslösen. Dieser Beitrag bietet einen Überblick über häufig beobachtbare, für die Kinder belastende Gefühle. Für Mediatorinnen und Mediatoren, die mit Familien in Partnerschaftskrisen arbeiten, ist die Kenntnis solcher Dynamiken von hoher Bedeutung, um die Eltern zu unterstützen, Möglichkeiten zu finden, um den Stress der Kinder zu reduzieren respektive eine gute Verarbeitung der Belastungen zu begünstigen.
S. 151 - 156, Schwerpunkt: Emotionen
Emotionsbearbeitung und emotionale Intelligenz in der Mediation
Bei Konflikten am Arbeitsplatz wird das Thema Emotionen oft ganz bewusst aus der Konfliktbearbeitung herausgehalten, obwohl alle von der Existenz und den Wirkungen heftiger Gefühle wissen. Dieses Tabu hat auch Einfluss auf das Geschehen in der Mediation und stellt besondere Anforderungen an die Mediatorinnen und Mediatoren. Für die Mediationsarbeit sind vor allem drei Komponenten von Bedeutung: die kognitiven Elemente (die Bewertungen und Urteile), die motivationale bzw. handlungsorientierte Komponente (was folgt aus der Emotion, z.B. welche Handlungstendenz) und die subjektive Erlebenskomponente, die zumeist den Gefühlsbegriff umfasst.
S. 160 - 161, Interview / Dialog
Die Lösung kommt immer, aber es braucht Zeit
Die Tamilen Sasikumar Tharmalingam und Muralytharan Thiruselvam sind im Nebenamt hinduistische Priester. Sie engagieren sich im Haus der Religionen in Bern und haben den Kurs „Interkulturelle Interreligiöse Vermittlung“ an der FH Bern besucht. Von den Mitgliedern der tamilischen Gemeinschaft werden sie immer wieder gebeten, bei Konflikten zu vermitteln. Im Gespräch mit ihnen erzählen sie über ihre anspruchsvolle Tätigkeit als Konfliktvermittler und über die Unterschiede der traditionellen Vermittlung in Sri Lanka und ihrer mediativen Arbeit hier in der Schweiz.
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